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Grünstein Klettersteig – Klettergenuss über dem Königssee

von Tom | Aktualisiert am 19. November 2022 | Lesezeit 7 Minuten

Ort: Schönau am Königssee | Klassifikation: Sportklettersteig | Zielgruppe: Fortgeschrittene | Ausgangspunkt: Parkplatz am Seeufer | Höhenunterschied: Zustieg 300 HM, Klettersteig 230 HM, Gipfelanstieg 170 HM | Schwierigkeit: C (Isidor Variante)

Hier findest du die Topo zum Download von bergsteigen.com: Topo Grünstein Klettersteig

Charakter

Der Grünstein Klettersteig ist ein lohnender Steig hoch über dem Königssee mit toller Gipfelaussicht. Das nahe Watzmann Massiv hat man bei gutem Wetter ständig im Blick. Der 2009 eröffnete Steig ist für Anfänger oder Ungeübte nicht geeignet. Die letzten Höhenmeter zum Gipfel legt man auf einem teilgesicherten Bergsteig zurück. Dieses etwas langatmige Teilstück macht etwa ein Drittel der Route aus.

Durch den nahen Königssee ist er auch unter dem Namen Klettersteig am Königssee bekannt. Von April bis Oktober ist der Grünstein Klettersteig geöffnet. In den Wintermonaten von November bis März wird der Steig gesperrt.

Zur ausführlichen Beschreibung
 

Bilder vom Grünstein Klettersteig

Grünstein Klettersteig Beschreibung

Ein Wort vorweg: Der ursprüngliche Grünstein Klettersteig, auch Isidor Klettersteig genannt, besitzt im unteren Teil inzwischen weitere Varianten. Im Folgenden wird nur der mittelschwere Isidor (gelb in der Topo) beschrieben. Der Grund ist einfach. Erstens bin ich die schweren Varianten „Hotelroute“ und „Räuberleiter“ noch nicht gegangen und zweitens sind diese den Experten und Profis vorbehalten (Schwierigkeit D/E!). Doch auch der Isidor ist nichts für totale Anfänger.

Im oberen Teil ist 2013 die Variante „Gipfelwand“ am Grünstein Klettersteig dazu gekommen. Auch diese bin ich noch nicht gegangen und werde diese wohl auch nicht begehen. Diese krasse Variante geht noch ein Stück weiter auf Schwierigkeitsgrad E. Damit ist sie ausschließlich für geübte Profis geeignet.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Auf den Bildern von meinen Begehungen 2010 ist noch mein altes Klettersteigset mit Seilbremse von Salewa zu sehen. Im Rahmen der umfangreichen Rückrufaktion für Klettersteigsets mit Seilbremsen ist dieses von Salewa 2013 kostenlos durch ein aktuelles Salewa Premium Attac → zum Test ersetzt worden.

Auch meine damaligen „Billigtreterschuhe“ solltest du dir nicht als Vorbild nehmen. Inzwischen trage ich die Hanwag Ferrata Combi GTX → zum Test – und das seit 2011.

Zustieg

Vom Parkplatz am Königssee steigt man über die alte Holzbrücke, dann auf einem Wanderweg neben der Bobbahn von Schönau in Richtung Grünstein auf. Bei Kurve 4 der Bobbahn heißt es aufpassen. Hier befindet sich das Damenstarthaus sowie ein großer Betonparkplatz.

Es geht nach rechts auf den Klingersteig (Schotterweg) in Richtung Grünstein. Bald trifft man auf einen breiten Schotterweg. Diesem dann drei Kehren aufwärts folgen.

An der Hinweistafel „Grünstein Klettersteig“ geht es rechts zur Einstiegswand. Am Hinweisschild ist auch ein sehr guter Platz zum Klettersteigset anlegen. Helm aufsetzen nicht vergessen. Bald kommt man zum offiziellen Anseilplatz, der aber durchaus belegt sein kann – vor allem in den Sommermonaten. Jetzt gabelt sich der Weg. Zum Einstieg zum Isidor nimmt man den linken Weg.

s’Einstiegs Wandei und Aufstieg zum Beppo Pfeiler

Vom Einstieg mit dem kuriosen Namen geht es relativ gemütlich moderat steil über Trittbügel nach oben (B). Unterwegs sind ein paar erdige Stellen ohne Trittbügel zu meistern. Ist aber relativ easy. Laut Topo (B/C).

Der Grip am Fels vom Isidor Klettersteig ist bei trockenem Wetter aber meist gut. Es folgen noch ein paar A/B Stellen, dann erreicht man den Beppo Pfeiler (C) – die erste Schlüsselstelle am Grünstein Klettersteig.

Steilaufschwung über den Beppo Pfeiler (C) bis zum Werner Wandl

Am Beppo Pfeiler wird es erstmals spannend. Es geht senkrecht etwa 4 m ohne Tritthilfen am Grat hoch. Etwa auf der Hälfte befindet sich eine Standmöglichkeit (Achtung erdig!). Dann wirds ziemlich heftig (C).

Tipp: Versuchen mit den Füßen Grip am Fels zu bekommen, dann mit einem beherzten Ruck rauf. Wenn das nicht geht, übers Seil steigen und sich am Seil hoch ziehen. Kostet zwar Kraft, so klappts aber ganz gut.

Jetzt gesellen sich Trittstufen dazu, und man steigt wie auf einer Leiter bequem nach oben In der Topo mit (B) bewertet. Dann noch einen kurzen Absatz rauf (B) und man kommt zum Werner Wandl (Plakette am Felsen).

Rauf aufs Werner Wandl bis zur Heisei Hängebrücke

Das Werner Wandl (B/C) ist anfangs ganz leicht überhängend, doch nicht sonderlich schwer. Man muss sich nur an die nun sehr wild verdrehte Abfolge der Trittbügel gewöhnen. 🙂 Vom Werner Wandl im Isidor Klettersteig hat man auch einen sehr guten Einblick in die rechts verlaufende „Hotelroute“, die manchmal aber auch überlaufen sein kann.

Es bilden sich hier öfters Staus, vor allem, weil hier immer wieder ein paar Leute die Schwierigkeit dieser Variante unterschätzen und dann im Felsen hängen bleiben.

Nun geht es noch eine kleine grasige Stufe (B) hoch, dann trifft man auf die Hängebrücke, die Teil der „Hotelroute“ ist. Um weiterzugehen, muss man diese zwar nicht überqueren, doch ein Abstecher zur Brücke kann sich lohnen, wenn man diese sehr wacklige Brücke mit zwei Sicherungsseilen einmal „antesten“ möchte.

Bitte hier aber keine anderen Klettersteigler, die von der „Hotelroute“ kommen (in der Topo rechts), behindern.

Schwenk nach links über die Kastner Fritz Traverse

Es folgt kurzes Gehgelände (A), dann schraubt sich die Kastner Fritz Traverse vom Grünstein Klettersteig links den Berg rauf. Der erste Steilaufschwung ist hier auf der Topo mit B/C bewertet, da hier nur wenige Bügel vorhanden sind.

Dürfte aber kein sonderliches Problem für den geübten Klettersteigler darstellen. Weiter geht es recht gemütlich (A-B) bis zu einer Schlucht. Für den folgenden großen Schritt über die Schlucht sollte man dann halbwegs schwindelfrei sein.

Spreizschritt über den Abgrund (B/C) und Posen am „Fotoloch“

Tipp: Wer hier seine(n) Partner(in) fotografieren möchte, zweigt nach rechts auf einen kleinen Weg ab, der zum „Fotoloch“ führt. Man kann diesen Abzweig sehr leicht verpassen. So ist es mir bei meiner ersten Begehung vom Grünstein Klettersteig passiert, und ich habe mich hinterher gewundert, wie manche so ein tolles Foto hinbekommen haben.

Wo zum Teufel haben die sich da nur hingestellt? 🙂 Bei meiner zweiten Begehung habe ich dann aufgepasst und konnte meine Frau beim Schritt über dem Abgrund vom „Fotoloch“ aus perfekt ablichten.

Doch nun zur Stelle selber. Zugegeben, es bedarf schon etwas Mut diesen Schritt über die Schlucht zu wagen.

Tipp: Wichtig ist hier nur, dass man entschieden und nicht zögernd einen Fuß auf die gegenüberliegende Seite setzt. Jetzt steht man wieder stabil und kann für den Fotografen posen. 😉 Dann eine kurze Gewichtsverlagerung nach vorne und den zweiten Fuß nachsetzen. Bingo, geschafft!

Schlüsselstelle am Sulzberg Überhang (C) und im Zick-Zack nach oben

Der Sulzberg Überhang hat es in sich und ist zu Recht die zweite Schlüsselstelle vom Grünstein Klettersteig. Die komplette Passage besteht eigentlich aus Dutzenden von Trittbügeln, die oben immer abdrängender werden und schließlich den Sulzberg Überhang (C) bilden.

Doch der Reihe nach. Von der Plakette unterhalb des waagrechten Seils geht es zunächst einen Trittbügel senkrecht rauf, dann moderat ansteigend über einen Felsen. Dann wird es plötzlich senkrecht, und man steigt leicht nach rechts querend zuerst ein paar Trittstufen dann auf Reibung nach oben.

Bald kommt der kleine Überhang in Sicht. Tipp: Problematisch ist eigentlich nur der letzte Trittbügel des Überhangs. Hier hilft es, mit den Händen weit vor ins Seil zu greifen und dann mit Schwung den linken Fuß auf den Felsen rechts neben den Trittbügel zu setzen. Dabei dann leicht in die Hocke gehen und den rechten Fuß auf den Bügel setzen.

Das war es schon, jetzt noch die restlichen Bügel rauf auf den Absatz. Dann folgt grasiges leicht ansteigendes Gelände (A), wo man sich wieder etwas erholen kann.

Luftiges Finale am Quittenbaumeck (C) und Abstieg in die Anderl Nische

Dieser Abschnitt vom Grünstein Klettersteig ist ganz schön lang. Nach der Plakette geht es zunächst über einen kleinen Felsspalt (B) auf Reibung an den Fuß des Felsens, dann auf Trittbügeln an diesem ca 7 m steil hoch (C).

Dann führt das Seil ziemlich abenteuerlich und luftig um den Berg herum. Aufgrund der Ausgesetztheit ist diese Stelle ebenfalls mit C bewertet, obwohl die Passage dank der vorhandenen Trittbügel keine besonderen technischen Schwierigkeiten darstellt.

Tipp: Wer am Quergang etwas „Respekt vor der Höhe“ hat, hängt sich mit seiner Bandschlinge mit Rastkarabiner, die er oder sie hoffentlich dabei hat, zusätzlich ein. Nach der Ecke geht es ziemlich steil bergab (Achtung erdig!) in die Anderl Nische, wo man dann wieder direkt an der Felswand ziemlich steil und schweißtreibend weiter zum Sattel aufsteigt (A/B).

Hier befindet sich auch das Steigbuch, in das man sich eintragen sollte.

Der lange anstrengende Aufstieg bis zum Gipfel vom Isidor Klettersteig (1306 m)

Geschafft? Leider nein. Noch lange nicht! Der anschließende steile teilgesicherte Aufstieg (A/B) zum Gipfel des Grünstein ist etwas langatmig. Immer wenn man denkt, man hat es endlich geschafft, kommt die nächste Bergkuppe. 🙁

Vom Sattel nach der Anderl Nische sind es hier noch etwa 170 HM, die man zum Gipfel aufsteigen muss. In der Topo sieht das harmlos aus, doch man kommt ganz schön außer Puste. Hilft alles nix – Durchhalten! Die Aussicht oben lohnt sich!

Endlich oben am Gipfel angekommen findet man das Gipfelkreuz, Bänke zum Ausruhen und Brotzeit machen und die etwas unschöne GPS Station. Bei schönem Wetter genießt man einen wunderschönen Blick auf das Watzmann Massiv, wenn es nicht grad im Nebel ist. Tief unten im Tal befindet sich Schönau und der türkisblaue Königssee.

Abstieg vom Grünstein Klettersteig

Vom Gipfel des Grünstein führt ein markierter Weg zur Grünsteinhütte (Einkehrmöglichkeit). Dann geht es weiter auf markiertem Weg in Richtung Königssee. Der AV-Steig 445 führt hinunter zum Aufstiegsweg, der schließlich an der Bobbahn wieder hinunter nach Schönau zum Parkplatz am Königssee führt.


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